Wer wir sind
Was uns bewegt, und warum wir JETZT aktiv werden müssen
Bereits im Jahr 1979, vom 12. bis 23. Februar, fand in Genf die erste Weltklimakonferenz statt. Experten berieten über die durch den Menschen verursachten schädlichen Klimaveränderungen und über die Möglichkeiten der Eindämmung und sie warnten, dass die weitere Konzentration auf fossile Brennstoffe zu einem massiven CO2 Anstieg in der Atmosphäre führen wird.
Seither sind mehr als 40 Jahre vergangen und seit 1995 finden jährlich Weltklimakonferenzen statt, 25 bisher.
Doch nicht erst seit 1979 ist das Problem bekannt, wie wir einem Artikel aus dem Jahre 1912 entnehmen können.
Noch früheres Wissen über den direkten Zusammenhang zwischen der CO2 Konzentration in der Luft und der Erwärmung der Erdatmosphäre verdanken wir der US-amerikanischen Forscherin Eunice Newton Foote, deren Forschungsarbeiten im Jahr 1856 auf der Jahrestagung der AAAS (American Association for the Advancement of Science) in New York präsentiert wurden. Eunice Newton war die erste, die CO2 in der Atmosphäre als wichtigen Faktor des Treibhauseffekts identifizierte.
Genau genommen wissen wir daher seit 165 (!) Jahren über die Problematik, die uns heute vor enorme Herausforderungen stellt, bescheid.
Erschütternd angesichts der Fakten, ist es der Weltgemeinschaft in all den Jahren, trotz dem Wissen, vieler Klimakonferenzen, internationaler Abkommen, Beteuerungen und Zusicherungen sowie den seit Jahrzehnten zu beobachtenden Folgen des Klimawandels bis heute nicht gelungen aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe auszusteigen und ausreichend Alternativen auf den Weg zu bringen.
Warum auch immer diese gefährliche "Trägheit", die Zeit läuft uns davon.
Dekarbonisierung, der Übergang von einer auf Kohlenstoffemissionen fußenden zu einer an Kohlenstoff freien Wirtschaft, fand bisher nicht statt und die nun gesteckten Ziele, die angesichts der Dringlichkeit nur Mindestziele sein können, müssen erst einmal erreicht werden. Nach den bisherigen Erfahrungen ist eine Erreichung dieser Ziele auch anzuzweifeln.
Die Umstellung des Wirtschaftssystems zu einer an Kohlenstoff freien Wirtschaft ist jedoch alternativlos, wenn wir unser Klimasystem in einem auch für die nächsten Generationen lebensfreundlichen Rahmen halten wollen. Die Klimawissenschaft spricht von einem CO2-Budget, welches der Menschheit zur Verfügung steht, welches wir bei unveränderten CO2 Emissionen in ca. 20 bis 30 Jahren verbraucht haben. Die Folgen einer Überschreitung des Budgets könnten in vielen Regionen der Welt zu lebensfeindlichen Bedingungen führen, nicht auszudenken die Konsequenzen.
Dekarbonisierung muss daher das Ziel sein, doch wird es noch viele Jahre dauern bis wir es global erreicht haben. Gelingt der Ausstieg, der Wandel zu Kohlenstoff freier Wirtschaft, können wir das Tempo und das Ausmaß der Erderwärmung durch den anthropogenen Treibhauseffekt zwar bremsen, den Klimawandel, die Erwärmung, aber nicht sofort stoppen. CO2 hält sich sehr lange in der Atmosphäre und es wird Generationen dauern bis unser Klimasystem stabil genug ist, um einen angemessenen Rahmen für die künftigen Generationen zu bieten.
Bis dahin werden wir, auch wenn die Dekarbonisierung rasch umgesetzt würde, mit weiterer Erderwärmung und den Folgen leben müssen. Wir müssen uns daher dem Klimawandel anpassen.
Und das wirft Fragen auf. Dekarbonisierung ist langfristig wirksam, Klimaneutralität ein fernes Ziel. Die Folgen der Erderwärmung sind aber, auch und seit Jahren, bereits unmittelbar, kurzfristig und mittelfristig wirksam und spürbar. Wir sind Teil eines laufenden Prozesses, von Veränderungen und Bedrohungen direkt betroffen und das noch viele Jahre.
Was bedeutet das für Österreich? Was müssen und können wir kurzfristig tun, was mittelfristig? In welchen Bereichen, wie - Landwirtschaft, Wasser, Wälder, Wirtschaft, Gesundheit, Arbeitsmarkt, Nahrung, Wohnen, Überhitzung der Städte - um nur einige zu nennen, müssen wir rasch Antworten finden um die nötige Anpassung auf den Weg zu bringen?
Die Zeit drängt, Europa hat sich zum Ziel gesetzt bis 2050 klimaneutral zu sein, beim Jahrestreffen des Weltwirtschaftsforums am 23. Jänner 2020 in Davos wurde die richtungsweisende Aussage getätigt:
"Europa will der erste Kontinent sein, der CO2-frei, also emissionsfrei, lebt. Aber, meine Damen und Herren, das sind natürlich Transformationen von gigantischem, historischem Ausmaß. Diese Transformation bedeutet im Grunde, die gesamte Art des Wirtschaftens und des Lebens, wie wir es uns im Industriezeitalter angewöhnt haben, in den nächsten 30 Jahren zu verlassen."
Auf uns warten epochale Veränderungen. Was in Jahrzehnten versäumt wurde muss nun in kurzer Zeit bewerkstelligt werden und an uns, der Zivilgesellschaft, liegt es mitzugestalten, aktiv zu werden um dafür zu sorgen, dass auf dem vor uns liegenden Weg niemand zurückgelassen wird, auch nach der "Transformation" die Gesellschaft allen Menschen Freiheit, Chancengleichheit , Sicherheit und Perspektive bietet.